Der ewige Blinker (W003) von Jochen Wienstroth steht unter einer Creative Commons: Namensnennung - Keine kommerzielle Nutzung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz. |
Der ewige Blinker - oder: Wie ich zum geocachen kam | Zurück zur Übersicht Homepage-Startseite |
Regelmäßige Besucher meiner Heimatseite wissen, dass in mir gelegentlich mal der kleine Schäuble durchkommt und ich meine Logfiles mal durchackere, was die Menschheit so zu mir treibt. Eines Tages fand ich nichts Böses ahnend tatsächlich als Suchbegriff für google der zu mir führte, "Ewiger Blinker" in meinen Logfiles. Da hat google wohl irrtümlicherweise jemanden zu meiner Kangoo-Reparaturseite geschickt. Aber was zur Hölle ist ein "Ewiger Blinker"? Ich hab dann google mal selbst gefragt, und landete wie die meisten Menschen ziemlich schnell bei B. Kainka und seinen Elektronikseiten (btw.: Ich habe ihn schriftlich angefragt, er hat mir freundlicherweise erlaubt mit seiner Schaltung zu arbeiten und das Ergebnis als Creative Commons BY-NC-SA zu veröffentlichen). Alles, was blinkt, fasziniert die Menschen (alles, was blau blinkt, fasziniert pubertierende Kinder), und da ich mich gerade dienstlich in ein neues CAD-System einarbeiten musste hab ich daraus mal ein Spielprojekt gemacht.
Weitere Recherchen zum Thema ergaben, dass der ewige Blinker wohl überwiegend bei Geocachern eingesetzt wird, um auch bei Nacht zu Tupperbüchsen zu finden. Zu meiner aktiven Pfadfinderzeit hab ich immer über die Büchsensucher geschimpft ("warum rennen die nicht einfach mit ner normalen Karte durch die Landschaft und peilen mit einem anständigen Kompass, wie sich das gehört ?"), aber als Pfadfinder im Ruhestand ist das eine gute Ausrede, regelmässig draussen durch den Wald laufen zu müssen. Also hab ich mir eine Fußfee (Garmin Edge 705, Kartenmaterial von openmtbmap, übrigens extrem empfehlenswert für Geocacher) gekauft und suche seit einiger Zeit auch selbst Büchsen.... Auch als "Alarmanlagen-Dummy" bzw. "Alarmanlagen-Simulator" wird die Schaltung relativ gerne genutzt um durch eine gelegentlich rot aufblitzende LED eine aktive Überwachungselektronik vorzugaukeln.
Aber zurück zum Thema. Der Ewige Blinker ist eine kleine Transistorschaltung, die extrem stromsparend aus einer 1.5V-Batterie lebt und eine normale LED langsam blitzen lässt. Die Schaltung ist unglaublich dankbar und lutscht sogar noch aus Batterien, die andere Menschen als "leer" entsorgen, mehrere Monate Strom zum Blitzen. So sieht sie aus:
Mein erster Versuch zum ausmessen und dimensionieren entstand auf Lochraster, dieser blinkte mit einer Mignon-Zelle aus dem Altbatterie-Sammelsack (ehrlich !) über zwei Jahre, bevor die Batterie bei 0,7V endgültig als "leer" definiert wurde. So sieht das historische Erstmuster aus:
Als LED ist darin übrigens eine KP1608-SEC von Kingbright verwurstet, die ist biestig hell, hat einen erstaunlich guten Wirkungsgrad, ist billig, und nebenbei angenehm orange. Natürlich ist diese Darreichungsform nicht wirklich outdoor-tauglich, und damit das Ganze in einen traditionsgemäß bei Geocachern sehr beliebten PETling paßt, hab ich mal ein SMD-Layout in 0805 gemacht.
Einige Jahre gingen inzwischen ins Land, das Layout wurde noch ein paarmal mit etwas Liebe aufgehübscht, und so sieht der Ewige Blinker in SMD0805 inzwischen aus:
Wie man sieht ist die Schaltung bewusst einseitig gehalten, die Unterseite der Platine wird nur für große Kupferflächen absichtlich OHNE (!) Wärmefallen genutzt damit man auch mal länger an den beiden Lötnägeln für die Betriebsspannung (+) und (-) herumlöten kann ohne dass deren Verbindung zur Leiterplatte mit flüssig wird.
Wer die Schaltung lieber in etwas größer und mit klassisch bedrahteten Teilen aufbauen möchte nimmt als Transistoren am Besten BC337-40 für K1 und K3 und BC327-40 für K2. Im Prinzip tut es auch jede andere Kombination aus entsprechenden NPN- und PNP-Transistoren, wobei K2 schon etwas Stromtragfähigkeit haben sollte und generell Selektierungen mit eher höheren Stromverstärkungen bei K2 Blitze mit harten An-Aus-Übergängen generieren und Selektierungen mit eher kleinen Stromverstärkungen schonmal zu einem ganz leichten "Fade-Out" beim Verlöschen der LED führen.
Die Schaltung funktioniert am effektivsten wenn die Flussspannung der LED knapp über der Leerlaufspannung der Batterie liegt. Für "normale" LEDs wie rot, orange, gelb und langwelliges Grün mit Flussspannungen zwischen 1,5V und 2V tut es also hervorragend eine 1,5V-Batterie. Für "Luxus"-LEDs wie blau, weiß und kurzwelliges Grün mit Flussspannungen über 3V nimmt man am Besten eine 3V Lithium-Zelle, ansonsten muss an der Schaltung nichts verändert werden für höhere Betriebsspannungen. 3,6V-Batterien sind nicht unbedingt zu empfehlen, diese führen dazu dass die Luxus-LEDs evtl. nicht mehr ganz ausgehen und immer auf geringer Helligkeit mitflimmseln. Das sieht hässlich aus, frisst unnötig Ladung aus der Batterie und macht es der Schaltung obendrein auch noch etwas schwieriger, im Schwingen zu bleiben. Also möglichst vermeiden. Infrarot-LEDs sind eher nicht zu empfehlen, da die Blitze meist zu kurz sind um von den üblicherweise als IR-Detektor missbrauchten Digitalkameras wahrgenommen zu werden. Wenn man doch unbedingt IR probieren will dann bitte an einer 1,5V-Zelle zwei IR-LEDs in Reihe schalten um in der Flussspannung über die Leerlaufspannung der Batterie zu kommen. So oder so: Ich rate eher davon ab.
Wenn man den Abstand zwischen zwei Blitzen verändern will so kann man das durch Anpassen der Widerstände
R4 und R5 tun. Bitte immer beide Widerstände ändern und beide auf den gleichen Wert ändern, damit die
Schaltung symmetrisch bleibt.
Wem die Blitze zu langsam hintereinander kommen der kann R4 und R5 verkleinern auf Werte von 22k oder 10k.
Je kleiner die Widerstände umso schneller hintereinander blitzt die Schaltung und (logischerweise) umso
mehr Strom braucht sie auch. Beim Umdimensionieren immer daran denken: Wenn die Batterie leerer wird
wird durch die absinkende Betriebsspannung die Blitzfolge von sich aus schneller.
ACHTUNG: Diese Schaltung reagiert EXTREM empfindlich auf Änderungen der Umgebungstemperatur und der
Betriebsspannung mit Änderung der Blitzfrequenz. Also nicht wundern, wenn zwei aus gleichen Teilen
aufgebaute Blinker nebeneinander deutlich unterschiedliche Frequenzen haben und sich diese auch noch
ändern wenn es wärmer oder kälter wird. Nicht zu viel erwarten, das ist eine Trickschaltung und keine
Atomuhr. Die Länge eines Blitzes ist nicht veränderbar - die ergibt sich aus Bauteileigenschaften,
auf die man wenig bis keinen Einfluss hat.
So sieht das "Komplettgerät" dann im Gehäuse aus, abgebildet ist hier eines der allerersten Exemplare auf einer damals noch selbstgeätzten Platine mit etwas anderer Bauteilanordnung, bei den Spottpreisen die heute fernöstliche Poolfertiger kosten lohnt sich die Sauerei des Selbst-Ätzens vorne und hinten nicht mehr:
Der abgebildete PETling hängt übrigens auf meinem Balkon als "Kontroll-Blinker", er ist aus Bauteilen
aus der gleichen Charge aufgebaut wie mein erster offiziell im Einsatz befindlicher Blinker in
GC1YVPQ
und soll mir anzeigen, wann ich da die Batterie wechseln muss...
Alle Bauteile bis auf den PETling bekommt man bei Reichelt, incl. der recht üppig angesetzten Kosten
für den 10cm PETling (50cent) und excl. der Platine kommt man auf Bauteilekosten von unter 1,50€ für ein
recht nettes Spielzeug.
Im Laufe der Jahre kamen immer mal wieder Anfragen ob das nicht auch irgendwie in klassisch bedrahteter Technik gehen würde weil ganz viele Leute sich das SMD-Löten nicht zutrauen. Irgendwann hat mich dann der Ehrgeiz gepackt und mich überrollte eine Welle von Nostalgie als ich das Ganze mal in ganz klassischen Transistoren auf eine Platine geworfen habe, die sogar auch noch in einen Petling passt.
Allerdings müssen für die bedrahtete Version 12cm-Petlinge zum Einsatz kommen, einen gewissen Tribut fordert die Baugröße dann doch. Als Beweis dass das auch wirklich in einen Petling passt mit einer Mignonbatterie und noch dem einen oder anderen Stückchen Platz drin hier die Ansicht aus dem CAD-System:
Die passende Leerplatine dazu ist inzwischen auch in größeren Stückzahlen bei mir verfügbar. Die bedrahtete Version ging allerdings nicht mehr stressfrei in einseitig, dafür war die Packungsdichte dann doch zu groß. Aber auch zweiseitige Platinen in durchkontaktiert kosten heute ja kein Vermögen mehr.
So sieht so ein Blinker dann aufgebaut aus - und bei den hübschen 30 Jahre alten Kohleschicht- Widerständen mit dem "Beeesch-is-kei-Fabb-beesch-wirds-von-allein"-Gehäuse wird einem WIRKLICH richtig nostalgisch:
Eine Komplettdokumentation Schaltplan & Layout & Bestückungsplan & Stückliste
für sowohl die Version in SMD0805 als auch in komplett bedrahtet finden sich zum
Selbst-Nachbauen zum Download in folgendem Archiv:
Ewiger Blinker - Komplettdoku Wichtiger Hinweis für den Aufbau: Weil ich gepennt habe haben die Transistoren und die Kondensatoren bei der THT-Version andere Referenzen als bei der SMD-Version. Bitte beim Aufbau die jeweils zur Variante gehörende Dokumentation für die Bestückung benutzen! |
Wer mehr als Einzelstücke auf Lochraster bauen möchte oder auch da für die Verdrahtung zu faul ist oder es einfach nur "hübsch" haben möchte kann Platinen über mein angemeldetes Gewerbe per Rechnung mit ausgewiesener MwSt beziehen. Für Einzelstücke liegt der Preis bei 2,50€ pro unbestückter Leerplatine mit Lötstoplack und Bestückungsdruck und 25€ für einen kompletten Blinker SMD bestückt und mit Batterie versehen im Petling. Eine bestückte Platine der SMD-Version ohne Batterie und Petling drumherum kostet 20€. Von der THT-Version biete ich keine bestückten Platinen an, dass müsst ihr schon selbst machen... :) Alle Preise incl. MwSt. und zzgl. Porto bei Einzelstücken, bei Abnahme grösserer Mengen können wir auch gerne über Rabatt reden... Bestellungen bitte per Mail an wutz(ät)chrysophylax(punkt)de.
Aktueller Restbestand Platinen W003L001V003 (SMD): 65 Stück
Aktueller Restbestand Platinen W003L003V001 (THT): 142 Stück
Wer Fragen hat oder Hilfe braucht kann sich gerne bei mir melden, entweder über die Kontaktadresse dieser Heimatseite oder im Geocaching-Elektronik-Forum im zugehörigen Thread.
Der ewige Blinker (W003) von Jochen Wienstroth steht unter einer Creative Commons: Namensnennung - Keine kommerzielle Nutzung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz. |