Wer an der Lahn wohnt, der kennt die alte Weisheit: "Im Sommer kann man trockenen Fußes (von Kanu
zu Kanu) übers Wasser auf die andere Uferseite gehen - wenn man nicht vorher von einem Radfahrer
über den Haufen gefahren wird."
Die Lahn ist inzwischen (durchaus zu Recht) einer der beliebtesten "Freizeitflüsse" Deutschlands
und touristisch recht gut erschlossen und voll vermarktet: Zu Fuß (Lahnwanderweg), zu Wasser
(während der Sommersaison reiht sich in jedem größeren Ort ein Kanuverleiher an den nächsten)
und natürlich auch mit dem Fahrrad (der berühmte Lahnradweg "R7" - bundeslandübergreifend
ausgeschildert).
Die schönsten Stücke der Lahn sind meiner Meinung nach (flussabwärts betrachtet) von Löhnberg bis Runkel,
und dann von Diez bis Laurenburg. Gerade das letzte Stück vor Laurenburg wurde dieses Jahr durch zwei
nagelneue wunderschöne Fahrrad- und Fußgängerbrücken über die Lahn nochmal aufgewertet, die... durchaus
landschaftlich reizvolle aber geländetechnisch etwas anspruchsvollere Version den alten Leinpfad am
Hang enlang ist jetzt auch deutlich entschärft bzw.... "rentnertauglicher". Von
meiner Haustür (Wetzlar) bis Obernhof (schöner Einkehrschwung) sind es ziemlich genau 100km, die ich
regelmäßig mit dem Fahrrad als Tagestour fahre und dabei die gerade erwähnten "Sahnestücke" immer wieder
besonders genieße. Unterwegs treffe ich häufig auf Menschen, die mit diversen offiziellen Radreiseführern
unterwegs sind und stelle dabei fest, dass man als "Einheimischer" doch erhebliche Vorteile hat, wenn
man auch mal Alternativstreckenführungen statt der offiziellen Beschilderung nehmen kann oder auch weiß,
wo man recht gut anhalten und einkehren kann. Aus Spaß an der Freude mache ich auch schonmal spontan
den "Reiseführer", wenn ich unterwegs nette Leute kennenlerne - bisher hat sich noch niemand über meine
(überwiegend kleinen) Variationen der Streckenführung beklagt, eher im Gegenteil.
Wer mag, kann während der Radtour das Bilderrätsel zu meinem geocache "Rasch auf einen Salat" lösen und
diesen dann als GC55EQ9 bei geocaching.com
loggen.
(Nicht nur) für geocacher lohnt es eventuell, statt des auf den caching-Seiten hinterlegten Bilderrätsels
sich meine "Komfort-Version" aus dem Archiv mit PDF und GPX-Tracklog
herunterzuladen, diese enhält zusätzliche Streckeninformationen und Empfehlungen für Futteralien am
Wegesrand.
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Vorab und als Futter für die Suchmaschinen sind die entsprechenden Informationen hier auch
aufgeführt:
„Ein paar“ Hinweise zur Streckenführung:
- Von Wetzlar bis Burgsolms folgt meine Streckenführung NICHT dem offiziellen Lahnradweg.
Grund: Dieser ist a) auf diesem Stück ausgesprochen hässlich (geht längere Stücke die B49
entlang), und b) wird die B49 auch schon seit einiger Zeit vierspurig ausgebaut, weswegen es
häufig Sperrungen und eher krude Umleitungen gibt. Deren Streckenführung wechselt auch
schonmal ohne ersichtlichen Grund. Zeitweise war die Streckenführung sogar mal das, was
ich für dieses Stück empfehle. Meine Streckenführung geht zwar zumindest durch Wetzlar
durch teilweise die Hauptverkehrsstraße entlang, aber wenigstens gibt es dort einen für
Radfahrer freigegebenen Fußweg von ca. Leitz bis Steindorf und man muss nicht auf der
Straße fahren. Ab Steindorf hat man wieder relativ ruhige Nebenstraßen.
- In Biskirchen Ortsmitte an der Brücke verlasse ich kurz die offizielle Wegführung, um mit
einem Schlenker die dortige Mineralquelle mitzunehmen. Ich finde sie ganz lecker, aber
manchen Leuten schmeckt sie... etwas zu gesund. So oder so ist es eine praktische
Trinkwassernachfüllmöglichkeit für unterwegs.
- Kurz vor Löhnberg (hinter dem Tierarzt an der B49) verlasse ich kurz die offizielle Wegführung
„nach links ins Gebüsch“, um die B49 „einen Bach entlang“ zu unterqueren. Das war auch mal
als „offizielle Abkürzung auf eigene Gefahr“ ausgeschildert, die Schilder gibt es nicht mehr,
aber der gut ausgefahrenen Spur nach zu folgern macht das immer noch quasi jeder
Einheimische. Ich finde es schöner als einen langen Schlenker außenrum zu fahren und die
B49 auf einer Hauptverkehrsstraße per Brücke zu überqueren. In der Schrebergartenkolonie
Löhnberg gibt es übrigens nochmal eine trinkbare Mineralquelle direkt am Wegesrand.
- In Löhnberg am Bahnhof NICHT die Bahn überqueren, sondern in einer extrem spitzen Kehre
die Rampe neben den Bahngleisen hochfahren, um oben auf die Metallbrücke zu kommen. Ist
zwar inzwischen auch überdeutlich beschildert, wird aber trotzdem häufig übersehen oder
bewußt ignoriert weil es sich anfühlt, als ob man in die falsche Richtung fährt.
- Von Ahausen bis Weilburg fahre ich den alten Leinpfad entlang, was auch nicht der offiziellen
Wegführung entspricht, aber meiner Meinung nach sehr viel schöner ist. Weilburg Innenstadt
umgehe ich bewusst, wer sich die antun will für touristische Attraktionen oder Futteralien kann
dort wo der alte Leinpfad am Schiffstunnel wieder auf die Straße trifft die Lahn über eine der
diversen Brücken überqueren. ACHTUNG: Auch wenn es kaum zu glauben ist: Am Ende des
Mühlbergtunnels (Autotunnel parallel zum Schiffstunnel) standen tatsächlich schonmal zwei
Fahrradpolizisten während der Sommer-Ferien-Wochenend-Hochsaison. Es ist zwar durchaus
erlaubt, diesen Tunnel mit dem Fahrrad zu durchfahren, allerdings muss man dabei sein Licht
anschalten. (Was voraussetzt, dass man eins hat.) Kein Scherz. Die haben alle Radfahrer, die
in diesem relativ gut beleuchteten 150m kurzen Tunnel kein Licht angeschaltet hatten
angehalten, raussortiert, ermahnt, und mit „ab 2014 gibt´s 10€-Knöllchen“ belehrt. Ich war
ganz glücklich dass meine Beleuchtung am Fahrrad einen Dämmerungsschalter hat und von
alleine an- und ausgeht, aber alle Anderen in der Gruppe wurden ordentlich gerüffelt.
- Von Weilburg bis Dietkirchen folge ich der offiziellen Streckenführung, nichts zu beachten. Das
Stück Weilburg bis Villmar ist meiner Meinung nach eines der schönsten, das die Lahn zu
bieten hat. Genuss pur. Ähnlich schön wird´s nur nochmal von Diez bis Laurenburg, wenn
man (wie ich) die inoffizielle Strecke nimmt.
- In Diez hinter der alten Lahnbrücke verlasse ich kurz die amtliche Streckenführung und fahre
nach links durch den Kreisel, wo der amtliche Weg nach rechts und dann eine Treppe entlang
runter geht. Die 5m Hauptverkehrsstraße kann man sich meiner Meinung nach gut geben,
dafür spart man sich seltsames Gewürge und Schleppen Treppen runter. Wer die „richtige
Ausfahrt“ vom Kreisel nicht findet (eins bevor es auf die Brücke geht – schräg nach rechts
runter Richtung Parkplatz) kann aber auch einfach der amtliche Wegführung die Treppe
entlang folgen. Bei mir ist es einfach immer Faulheit mir die Treppe nicht antun zu wollen.
„Futtern“ unterwegs:
Ich fahre meistens von Wetzlar aus abgesehen von einer kurzen Mineralwasserpause in
Biskirchen durch bis Limburg, mache da gemütlich ein Stündchen Mittagspause, und fahre dann
direkt weiter durch bis Obernhof. Die meisten Menschen werden sich vermutlich etwas mehr
Pausen gönnen, daher hier einige Empfehlungen:
- Gräveneck Campinggaststätte: Dringendes Abraten! Folgende legendäre Gruselgeschichte
kennt inzwischen jeder in meinem Bekanntenkreis: Ich kam da mit meiner besseren Hälfte
nach dem Wandern an, wir bestellten eine Pizza mit Rauke und Parmaschinken, die
Bedienung meinte „Parmaschinken ist aus“, wir meinten „dann lassen Sie sich was einfallen –
wir lassen uns überraschen“ und es kam die seitdem legendäre „Pizza Titanic“: Pizzaboden
mit Eisbergsalat und Motoröl, äh, zähem Balsamico-Schleim. Durch besondere Freundlichkeit
glänzte die Bedienung da auch nicht. Für eine Apfelschorle vielleicht ganz ok, aber essen
würde ich da nicht mehr.
- Dann lieber weiter nach Fürfurt: Da gibt es direkt hinterm Bahnübergang 2 Biergärten, ich
empfehle „Willi“ (der hintere). Sehr einfach und bodenständig, aber durch und durch ehrlich
und mit vernünftigem Preis-Leistungsverhältnis. Kein Schickimicki, sondern einfach leckeres
einfaches Essen.
- In Runkel gibt es ein Etablissement irgendwo in der Kategorie zwischen Bahnhofskneipe und
Schnellimbiss – natürlich direkt am Bahnhof. Das ist ein ausländischer Inhaber, und wenn man
die 0815-Imbiss-Angebote ignoriert und sich in der Speisekarte mal die exotischeren Dinge
aussucht, dann kann der richtig gut kochen. Ich hatte da mal irgendein orientalisches
vegetarisches Linsen-Zwiebel-irgendwas-Gericht, das war der Hammer. Nur bloß keine
Currywurst oder ähnlichen Standard-Kram bestellen...
- Auf der anderen Bachseite direkt unterhalb der Burg gibt es das Altstadt-Café, sehr
alteingesessen, ein bißchen altbacken, aber phantastische Auswahl an leckeren Kuchen.
Wem eher nach sowas als nach warmem Essen ist: Unbedingte Empfehlung.
- Ansonsten hat Runkel auf der anderen Bachseite auch noch einen Bäcker neben dem Supermarkt am
Ortsausgang beim Campingplatz zu bieten, das ist zwar eine große Kette, aber ich finde den Kaffee
und Kuchen dort jedesmal erstaunlich lecker und der Werbespruch an der Wand "Jeder muss an etwas
glauben. Ich glaube, ich nehme noch ein Stückchen Kuchen" ist einfach unglaublich charmant.
- Limburg finde ich persönlich ja eine gruselige Stadt. Völlig überlaufene Touristenfalle. Aber in
Limburg gibt es Hermann mit seinem Café an der Plötze (das ist der Platz mit dem Brunnen
mit dem Kerl mit dem Fass über dem Kopf). Heißt zwar Café, aber von Dienstags bis Freitag
gibt es da auch einen Mittagstisch. Sehr kleines Etablissement, mit je mehr Leuten man da
aufschlägt umso schwieriger wird es da einen Tisch zu bekommen. Hermann kocht
phantastisch und backt phantastische Kuchen. Der geborene Gastronom. Wenn man da
keinen Platz bekommt (was häufig vorkommt) dann gibt es noch einen Spanier namens "Dali Loco" in der
Fahrgasse (glaub ich). Ich find die Gerichte dort recht lecker und die Bedienung häufig
erstaunlich gelangweilt und motivationslos – vielleicht soll das aber auch sowas wie spanische
Lebensart in heißer Mittagsstunde darstellen. Ich war mal mit einer Dame da, die lange Jahre Spanien-
Erfahrung hat, die war etwas enttäuscht: Man kocht da so, wie der Deutsche sich Spanisch
vorstellt, und nicht, wie der Spanier spanisch kocht. Ich fands trotzdem lecker und nehme es
gerne als Ausweich-Futterkrippe, wenn Hermann keinen Platz hat oder zu hat. Dringendes
Abraten: Pizzeria „Piccola Milano“, da hab ich mal eine Pizza gegessen, die war fast so lieblos
wie die am Grävenecker Campingplatz. Ist ungefähr auf dem halben Weg von Hermann zum
Spanier. Es gibt einen Grund, warum deren Mittagstisch so verdächtig billig ist ;)
- Diez: In der Altstadt unten an der Lahn fast direkt am Radweg liegt das „Café Rath“. Ein
bißchen schräg-ökig-alternativ angehaucht, aber auch sehr leckere Kuchen.
- Balduinstein: Da gibt es den Hergenhahn und den Bären. Ich empfehle für einen Café undoder
ein Stück Kuchen ohne großes Brimborium drumherum den Hergenhahn. Einfacher
bodenständiger Dorfgasthof – nicht zu viel erwarten. Aber für einen Café und ein Stück
Kuchen durchaus ganz ok. Beide auf der anderen Seite von der Bahnstrecke direkt an der
„Hauptstraße“.
- Obernhof: Im Ort am Hang vor den Weinbergen gibt des den Herrn
Massengeil-Beck und den
Herrn Haxl. Ich steh total auf den Herrn M-B, sowohl auf seine Weine (die alle eher
ungewöhnlich aber durchaus lecker ausgebaut sind) als auch auf den legendären Salat mit
Ziege, der dem geocache seinen Namen gegeben hat. Grüße an die Küche von dem Herrn aus Wetzlar!
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Letzte Änderung: 2024-11-23 JWie