Elektronik-Projekte W007Z006 (Hövding-Adapter für Billig-USB-Ladegeräte) von Jochen Wienstroth steht unter einer Creative Commons: Namensnennung - Keine kommerzielle Nutzung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz. |
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Nein, das ist kein Aprilscherz. Es gibt wirklich einen Airbag für Radfahrer (den man statt einem Helm tragen kann), und ich besitze wirklich so ein Ding, und ich bin auch wirklich ziemlich zufrieden damit - erst recht, nachdem ich inzwischen den zweiten Hövding besitze weil der erste bei einem Unfall bravourös gezeigt hat, dass und was er taugt.
Aber eben nur ziemlich zufrieden.
Eines der sehr wenigen und kleinen Probleme, die dieses Ding mit sich bringt ist die Tatsache, dass der Hövding etwas launisch ist, was die Ladegeräte angeht, von denen er sich befüttern lässt. Ein echter USB-Port eines Computers o.ä. funktioniert immer, aber wer will schon immer seinen Rechner anlassen, nur um einen Akku in einem Gerät aufzuladen. Das ist irgendwie Energieverschwendung, und gerade Radfahrer, denen ja irgendwie der Nimbus der Öko-Freaks anlastet, können sich damit nur eher selten anfreunden.
Da ja heutzutage so gut wie jedes portable Gerät über einen USB-Anschluss verfügt, wird auch mit fast jedem portablen Gerät ein billiges China-Plaste-Steckernetzteil zum Aufladen interner Akkus mitgeliefert. Nur der Hövding tut das nicht - denn schließlich hat ja Jeder zu Hause schon ganze Grabbelkisten mit diesen Netzteilen rumfliegen. Und ausgerechnet der Hövding, der kein Ladegerät mitliefert, lässt sich nicht von jedem Billich-Fremdladegerät befüttern. Irgendwie ungeschickt.
Ich hätte mich natürlich auch damit zufrieden geben können, dass ich ein passendes Ladegerät besitze, das problemlos funktioniert, aber den Elektrotechniker in mir ließ das Problem doch nicht los. Gerade weil man zwar für unterwegs problemlos das mitgelieferte USB-A nach Micro-USB Ladekabel mitnehmen kann, aber irgendwelche schibbeligen Steckernetzteile will ich dann doch nicht dabeihaben, wenn ich mal mehrtägige Radtouren mache. Oder zumindest nur eins und nicht für jedes portable Produkt eins.
Also hab ich mich "rein neugierdehalber" mal in die USB Charging Spec 1.2 der USB.org eingelesen. Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden und so. Darin steht, dass ein "Standard Downstream Port" (SDP) üblicherweise mit zwei 15k-Widerständen an den Datenleitungen D+ und D- nach Ground zieht, um sich als solchen anzukündigen. Das half leider nicht, obwohl mir eine ordentliche Ankündigung "ich kann 500mA" der Ladegeräte-Buchse natürlich am Liebsten wäre. Glücklicherweise gibt es in der Spezifikation aber auch "Dedicated Charging Ports" (DCP), die sich durch einen Kurzschluss (sic!) von D+ und D- ankündigen. Diese Ports können nicht USB-kommunizieren, sondern sind nur zum Aufladen von USB-Geräten als reine Stromversorgung gedacht. Das funktionierte, und der Hövding nahm spontan dann wirklich jedes USB-Steckernetzteil, das im Haushalt war. Soweit die gute Nachricht. Die schlechte: Ein DCP sollte offiziell erheblich mehr als die Standard-500mA des USB-Ports liefern können, je nach Ausführung bis zu 1,5A. Die geben meine Netzteile alle nicht her, aber die nimmt sich glücklicherweise auch der Hövding nicht.
Ich hab meinen Hövding mal nachgemessen, der ging im Ladestrom bei 5,1V Versorgung nie über 430mA, selbst wenn der Akku vorher völlig leergelutscht war. Also völlig harmlos und definitiv Billich-Steckernetzteil-geeignet. Super wohl ist mir bei der Lösung nicht, aber sie funktioniert recht gut und problemlos für den Hövding, und hilft eventuell auch bei anderen Produkten, die ähnlich rumzicken.
Trotzdem der obligatorische Hinweis: Wer blind wildfremden Menschen aus dem Internet vertraut und an den Ladekabeln teurer (sicherheitsrelevanter!) Elektronik rumfummelt, sollte wissen was er tut und sich der Risiken bewusst sein. Ich übernehme keinerlei Garantien für Funktion undoder Brauchbarkeit der Lösung! |
Die nötigen Teile für die Lösung sind wie fast immer bei solchen Teilen für cent-Beträge zu haben: Ich habe einfach eine USB-A-Buchse auf einen USB-A-Stecker gelötet und dann mit einem Zinnklecks die beiden Datenleitungen verbunden. Kostet weniger als 1€, wenn man eh gelegentlich mal bei Reichelt bestellt:
Das Teil wurde anschließend noch mit Heißschleim rundumvergossen und reist jetzt zusammen mit dem Original Hövding-USB-Kabel zusammen im Reisegepäck für Notfälle, falls man sich doch mal mit der Akkureichweite des durchaus recht zuverlässigen Hövdings verkalkuliert hat. Und hierfür lohnt es sich ausnahmsweise wirklich nicht, eine Leiterplatte zu machen...
Kleine, aber funktionable Lösung - warum der Hövding ab Werk so ein Gezicke bei den Ladegeräten hält, ist mir aber immer noch schleierhaft. Aber vermutlich will und darf auch ein Häuptling einfach mal rumzicken.
Wichtiger Nachtrag: Inzwischen wurde der Hövding weiterentwickelt und es gibt die Nachfolger- Versionen Hövding 2.0 und Hövding 3.0. Beide brauchen diesen "Zwischenstecker" NICHT mehr und kommen mit allen mir bisher untergekommenen USB-Versorgungen aus.
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